1. Blackpink – „Kill This Love“
Sie sind aktuell die international erfolgreichste koreanische Girlgroup und haben einen großen Anteil daran, dass K-Pop gerade alle Rekorde sprengt. Vor allem die Videos von Blackpink erreichen bei YouTube Klickzahlen, von denen auch eine Taylor Swift manchmal nur träumen kann. Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa wurden von der Produktionsfirma YG Entertainment ins Rennen geschickt. Dazu muss man wissen: Popmusik in Korea funktioniert ein wenig anders. Wer ein „Idol“ werden will, also ein Mitglied einer Band, nimmt schon in früher Jugend an diversen Castings teil und wird von einer Produktions-Firma „ausgebildet“ – natürlich parallel zur Schulbildung. Ein Weg, der von einer ähnlichen Arbeitsdisziplin geprägt ist, wie sie auch im „normalen“ Berufs- und Bildungswesen Südkoreas gelebt wird. Blackpinks Hits werden zwar von vielen professionellen Songwriter*innen geschrieben, trotzdem ist es die Performance und sind es die Stimmen der Vier, die diese Songs so gut machen. Eigentlich war bisher jede Single von ihnen ein Hit – dieser hier knallt allerdings dank des Videos am meisten:
2. BTS – „Idol“
Ja, BTS und ihre Fans – auch ARMY genannt – kennt man dank des idiotisch-rassistischen BR-Rants vor kurzem. Wobei die Mehrheit sie dank ihres Hits „Dynamite“ schon aus dem letzten Sommer kennen dürfte. Die erste komplett englischsprachige BTS-Single wurde dann nämlich endlich mal von den großen Radiostationen aufgegriffen – obwohl schon alle Singles davor weltweite Hits waren. Eine tolle, catchy Gute-Laune-Nummer war „Dynamite“, aber auch eine, die aus BTS wieder „nur“ eine Boyband macht. Der Begriff passt zwar auch irgendwie, weil die Darbietung und Rollenverteilung einige Ältere an *NSYNC, Take That und die Backstreet Boys erinnern mag – aber im Vergleich zu BTS sind all die genannten ziemliche Grobmotoriker. Und Jin, Jimin, V, Suga, RM, J-Hope und Jungkook sind nicht bloß perfekte Tänzer und Sänger oder Rapper. Drei von ihnen – nämlich J-Hope, RM und Suga – sind auch geschätzte Produzenten und Songwriter für andere Acts und haben zahlreiche gut laufende Solo-Songs. An BTS-Videos kann man außerdem gut festmachen, was das Genre so besonders macht: In diesen Songs passiert dermaßen viel, dass man als eher westlich geprägter Hörer anfangs ein wenig überfordert ist – was durch die Farben, Outfits und Choreographien noch verstärkt wird. Lässt man sich aber drauf ein, erscheint einem ein englischer Standard-Popsong plötzlich recht übersichtlich. Auch der Sprachmix aus Koreanisch und Englisch hat seinen ganz eigenen Reiz. Hier ein älterer Hit von BTS, der zeigt, dass BTS eher vom Rap kommen und erst mit der Zeit ihre Pop-Skills erweitert haben. Textlich geht es darin übrigens darum, dass sie oft als „Dienstleister“ oder Marionetten ihrer Produktionsfirma gedisst werden. Und ihnen das scheißegal ist – vielleicht, weil viele von ihnen an den Songs mitschreiben und gut dran mitverdienen …
3. Irene & Seulgi – „Monster“
Klar, auch K-Pop ist nicht frei von Kontroversen und wie die gesamte Musikwelt noch zu sehr von Sexismus und Männerüberschuss in den höheren Management-Etagen geprägt. Trotzdem ist K-Pop gestern wie heute von starken Künstlerinnen geprägt – und die Girlbands haben mitnichten nur lüsterne Dudes als Fans sondern viel junge Mädchen und Frauen. Überhaupt sind K-Pop-Fans eine sehr aktive, diverse, offene und einflussreiche Macht, die gerade durch ihre geballte Internet-Power in den letzten Jahren immer wieder auch auf die großen Produktionsfirmen einwirkten, wenn mal deutlich wurde, dass sie ihre Acts unfair behandelten. Man kann an dieser Stelle dutzende Girlbands oder Künstlerinnen anführen, wir möchten aber mal Irene und Seulgi vorstellen, die Teil der Band Red Velvet sind und immer wieder mal als Duo Songs veröffentlichen. Dieser hier stammt aus dem letzten Jahr und dürfte allen gefallen, die auch gerne – sagen wir – Dua Lipa, FKA Twigs oder Madonna hören.
4. Stray Kids – „God’s Menu“
K-Pop ist immer mehr als nur die Musik. Der jeweils neue Song ist zwar auch wichtig, aber die Outfits, die Choreografie und die Kampagne drum rum sind mindestens ebenso entscheidend. Deshalb macht diese Musik eigentlich am meisten Spaß, wenn man diese Dreifaltigkeit des K-Pop im Ganzen genießt. Eine Band, die das zuletzt sehr eindrucksvoll hinbekam, sind die Stray Kids. Die knallten einem mit „God’s Menu“ und „Back Door“ Clips an den Kopf, die auch nach zwanzig Durchläufen noch Spaß machen. Eben weil da so viele Stile zusammengeworfen werden und einzelne Parts schon manchmal dermaßen Freude bringen, dass man sie immer wieder hören will. Was so eine Band in Sachen Tanz bringen muss, sieht man hier ebenfalls sehr gut – da kann kaum eine westliche Band mithalten. Auch musikalisch ist diese Nummer für Skeptiker vielleicht ein guter Zugang. Wer kann diesem funky Bass und diesem Klopf-Part im Refrain schon widerstehen? Und klingt das Ganze nicht manchmal auch fast ein wenig wie die koreanische Antwort auf einen Prodigy-Track? Und sind diese Rap-Parts nicht eigentlich auch alle ganz geil?
5. Seo Taiji And Boys – „Come Back Home“
Mit dem letzten Video machen wir eine kleine Reise zum Urknall des K-Pops – und schlagen den Bogen zum ersten Song der Liste. Einer der Mitglieder dieser Band ist nämlich Gründer und Chef der Produktionsfirma hinter Blackpink: YG Entertainment. K-Pop entstand entgegen des gerne verbreiteten Vorurteils nicht in den klimatisierten Meeting-Räumen großer Produktionsfirmen, sondern wuchs aus einem subkulturellen Phänomen. Als Jeong Hyeon-cheol alias Seo Taiji Anfang der 90er-Jahre mit Yang Hyun-suk und Lee Juno die Band Seo Taiji And Boys gründete, schockten die drei erstmal die Musikindustrie Südkoreas. Die setzte in der damals noch sehr jungen Demokratie nach politisch turbulenten Zeiten nämlich auf patriotisch angehauchte Folk Balladen, Hymnen für die noch sehr junge Demokratie und seifig produzierten Schmachtfetzen nach Vorbildern wie Barbra Streisand oder Lionel Richie. Die großen TV-Stationen veranstalteten zu der Zeit regelmäßig Musikrevuen – und genau dort gaben Seo Taiji And Boys, auf dem Sender MBC, am 11. April 1992 ihr TV-Debüt mit einem Sound und einer Optik, die vom amerikanischen Hip-Hop der Zeit inspiriert war. Die Jury hasste den Song, der in unseren Ohren wie eine Kreuzung aus Snap! und den Beastie Boys klingt. Zu aggressiv, zu politisch sei das – aber die jungen Fans liebten es. Vor allem, weil Seo Taiji auch explizit gesellschaftskritisch textete, was damals ein No-Go war. In dem Cypress-Hill-Klon „Come Back Home“ (der übrigens von Cypris Hill selbst gefeiert wurde) sang er von jugendlichen Ausreißern, die dem Erwartungsdruck ihrer Familien nicht standhielten. Ein Problem, das noch heute die koreanische Gesellschaft belastet.
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