„Ist das nicht verrückt? Das ist heute uns zweites und unser vorletztes Konzert in diesem Jahr.“ Das musste Kevin von Eskimo Callboy abends auf der Bühne etwas verwundert feststellen, als man sich zwischen zwei ihrer geschätzten Elektro-Metalcore Hymnen eine kurze Ansprache an die Fans gönnte. Aber – auch das konnte jeder sehen, der das Glück hatte dabei zu sein: Es war ein Konzert, das alle Beteiligten niemals vergessen werden.
Der Reihe nach: In einem extra aufgebauten, eingezäunten und mit Bühne, Bar und Grillbude bestückten Gartengelände am Helenesee fand am Samstag das erste von zwei „Warsteiner rockt den Garten“-Festivals statt. Dazu konnten sich Fans von Eskimo Callboy mit einem Video bewerben, in dem sie klarmachen mussten, warum gerade sie die Superfans sind. Tja, was sollen wir sagen: Bessere Gewinner als das Team um XXXXXX hätten man sich nicht wünschen können. Sie gewannen mit ihrem Clip gegen rund 1600 Mitbewerber und ließen es so richtig krachen. Schon am Freitag reisten sie an, bezogen die bereits aufgebauten Warsteiner-Zelte, klappten die Campingstühle auf und zischten die ersten Dosen Bier. Wenn man schon in diesem verrückten Sommer die Chance auf ein Festival hat, noch dazu ein privates, dann muss sich das auch alles richtig anfühlen!
Das alles war natürlich nur möglich, weil lediglich Gewinner*innen, Band, Crew und der Musikschreiberling auf das Gelände durften. Außerdem galten natürlich die gängigen Abstands- und Hygiene-Regeln – was selbst beim Moshen vor der Bühne mit breitem Grinsen unter den Masken eingehalten würde.
Der Samstag begann jedoch erst einmal mit dem perfekten Festival-Frühsport. Pünktlich zum 11-Uhr-Zug lockte Yoga-Lehrerin Milena die Gangz zu ihrer Spezial-Disziplin: Bier-Yoga. Wer Milena schon einmal zum Beispiel auf dem Melt Festival erlebt hat, der weiß, dass die Betonung dabei auf dem „Bier“ ebenso liegt wie auf dem „Yoga“. Soll heißen: Hier geht es auch und vor allem um Sport. Auch die Jungs von Eskimo Callboy kamen spontan dazu – unter großem Gejohle der Gewinner-Clique, die vielleicht in dem Moment realisierte, dass man nun wirklich nicht nur ein Konzert sondern einen kompletten Festivaltag mit seiner Lieblingsband verbringt. Erste Regel beim Bier-Yoga übrigens: „Es ist ganz wichtig, dass kein Tropfen verschüttet wird!“ Prost! Und „Respect!“, dass alle die volle Stunde durchgehalten haben und ihren Körpern Bewegungen aufzwangen, die sie sonst nicht gewohnt sind.
Ein guter Übergang zum nächsten Programmpunkt: Kurz nach dem Mittagessen ging es zum großen Stand-up-Paddling-Contest an und in den Helenesee. In Fünfer-Teams mussten Band und Fans aus Dosen, Gaffa-Tape und Pappen ein Paddel konstruieren, um dann zwei ausgewählte Teammitglieder auf das Brett zu schicken. Es galt die Badeinsel zu umschiffen, an Land zu gehen, um ein Bier zu exen und dann noch eine weitere Runde um die Insel zu drehen. Es wurde ein sau-lustiges Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem Eskimo Callboy furios starteten, aber auf den letzten Metern dann doch noch geschlagen wurde. Tja, da hatte sich Kevin mit den an seinen Armen verklebten Paddeln zu früh zu sehr verausgabt.
Nach der ausgiebigen Grill-Session kam dann das bunte Finale. Und während man schon den ganzen Tag über dachte, dass man sich eine lustigere, trinkfestere, feierwütigere Gewinner-Crew nicht hätte wünschen können, setzten sie noch einen drauf: Zum lauten Sound von „Eye of the Tiger“ marschierte plötzlich die komplette Gang in den wildesten Kostümen und Farben auf das Gelände – ganz im Stile des herrlich durchgeknallten Eskimo Callboy-Videos zu „Hype Hpya“. Männer mit wallenden blonden Perücken, Trainingsjacken aus der Farbenhölle der 80er (Mint-Grün! Glänzend-Lila!), Glitzer-Stretch-Buchsen, Super-Mario-Leggins, Lari-Luke-Zöpfe und natürlich Glitzer im Gesicht.
Das alles konnte eigentlich nur noch durch ein gutes Konzert getoppt werden. No pressure, Eskimo Callboy! Aber die Jungs um Screamer Kevin Ratajczak und dem neuen Sänger Nico Sallach rockten und ravten das Ding locker nach Hause. Ein herrlicher Anblick, wie die Gewinner-Crew mit Abstand moshte, auf der Stelle pogte, treffsicher mitgrölte trotz Maske, nach jedem Song klatschte, als wären sie nicht 20 sondern 200 Leute und wie die Band alles gaben. Und Eskimo Callboy gaben vor allem Gas und spielten Hits! Hits! Hits! „Hate/Love“, „MC Thunder“ und natürlich das alles niederbretternde „Hypa Hypa“ mit dem Nico einen Sanges-Einstand hinlegte, der besser nicht hätte laufen können. Am Ende brachte es Kevin dann nochmal perfekt auf den Punkt, als er den besten Fans der Welt dankte - und auch dem Gastgeber. Denn: „Hey! Ich weiß, die machen damit natürlich ihre Werbung und alles, aber die haben das alles hier nur für diese eine Nacht aufgebaut und uns einen geilen Tag beschert, den wir alle nicht vergessen werden!“ Zustimmender Jubel, dann das perfekte Schlusswort: „So, und jetzt quatschen wir alle noch und vernichten das ein oder andere Bier!“.